Bewertung
Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Deepfake. Die Originalbilder stammen aus einem Bericht von «Euronews» – die Szene selbst kommt dort aber nicht vor. Mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) können Originalbilder manipuliert werden, um eine andere Situation zu erzeugen.
Fakten
In einem Originalbericht von «Euronews» über Scholz‘ Besuch in der Ukraine ist zu sehen, wie Selenskyj und Scholz zusammen mit einem verwundeten Soldaten in einem Krankenhaus ein Foto machen (Minute 0:46).
Der Bildausschnitt entspricht genau dem in der Szene, wo der ukrainische Präsident dem Bundeskanzler über den Kopf streicheln soll. Scholz sitzt vom Betrachter aus gesehen rechts neben Selenskyj und trägt eine schwarze Jacke, deren Reißverschluss oben offen ist. Selenskyj trägt ein schwarzes Hemd.
Die Streichel-Szene ist hier aber nicht zu sehen. Außerhalb von Social-Media-Plattformen ist der Deepfake nicht auf zuverlässigen Nachrichtenportalen zu finden.
An ihr ist auch einiges ungewöhnlich: So scheint die Hand von Selenskyj zu verschwimmen oder ihre Form zu verändern, als sie über Scholz‘ Kopf streicht. Ganz am Ende des Clips scheint auch Scholz‘ Kinn auf der vom Betrachter aus gesehen linken Seite seine Form zu verändern. Dies sind typische Bildfehler, die eine KI hervorrufen kann.
Es handelt sich bei dem Video wohl um einen Deepfake. Damit sind Video oder Tonaufnahmen gemeint, die echt wirken und meist echte, bekannte Menschen zeigen, tatsächlich aber mit generativer KI erstellt wurden. So kann etwa aus einem Foto ein Bewegtbild entstehen – wie bei den Scholz-Selenskyj-Clip. Der Begriff ist eine Mischung aus «Deep Learning», der Technologie dahinter, die auf Basis von bestehenden Bildern oder Tönen lernt, neue und real nicht existierende Videos oder Töne zu erzeugen, und dem Wort «Fake» für Fälschung.
Bei seinem ersten Besuch in Kiew seit zweieinhalb Jahren hat Bundeskanzler Olaf Scholz der Ukraine Anfang Dezember anhaltende Waffenlieferungen zugesichert. Noch in diesem Jahr sollen weitere Rüstungsgüter im Wert von 650 Millionen Euro aus bereits zugesagten Mitteln zur Verfügung gestellt werden – darunter Kampfpanzer, Raketen, Drohnen und Flugabwehrsysteme.
(Stand: 11.12.2024)
Links
Bericht von «Euronews» über Besuch bei verletzten Soldaten (archiviert, Video archiviert)
Bundeszentrale für politische Bildung über Deepfakes (archiviert)
dpa-Bericht über Scholz‘ Besuch in Kiew am 2. Dezember 2024, veröffentlicht bei «zeit.de» (archiviert)
Facebook-Beitrag mit dem manipulierten Video (archiviert, Video archiviert)