US-Pilotprojekte zu digitaler ID sind freiwillig

Bill Gates setzt sich für digitale IDs und Infrastruktur insbesondere in Entwicklungsländern ein.
Foto: Alex Brandon/AP/dpa

Bill Gates soll US-Bürgern gedroht haben, ohne digitale ID bald von der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden – so heißt es online. Doch woher stammt dieses angebliche Zitat wirklich?

In sozialen Medien kursiert die Behauptung, Microsoft-Gründer Bill Gates habe gesagt, US-Bürger müssten bis 2028 digitale IDs akzeptieren – andernfalls würden sie aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Doch hat er das tatsächlich gesagt?

Bewertung

Es gibt keine verlässliche Quelle, die bestätigen würde, dass Bill Gates diese Aussage gemacht hat.

Zwar spricht Gates regelmäßig über digitale Inklusion und unterstützt den Aufbau computerlesbarer Identitätssysteme, vor allem in Entwicklungsländern, um Menschen ohne formale Ausweise den Zugang zu Dienstleistungen zu erleichtern. Ein Ultimatum oder eine Pflicht zur Einführung digitaler IDs für US-Bürger hat er jedoch nie formuliert.

Fakten

Gates’ Engagement für digitale Infrastruktur

Bill Gates und die Gates-Stiftung setzen sich für den Ausbau sogenannter «Digital Public Infrastructure» ein – darunter fallen digitale Identitätssysteme, digitale Zahlungen und offene Datenplattformen. Ziel ist es, in Ländern mit schwacher Verwaltungsstruktur die Teilhabe zu erleichtern.

Diese Initiativen richten sich jedoch insbesondere an Entwicklungsländer und nicht an Industrieländer wie die USA. Zudem enthalten sie keine Forderung nach verpflichtenden IDs oder gesellschaftlichem Ausschluss bei Verweigerung.

Ursprung der Falschbehauptung

Der Ursprung der Behauptung liegt vermutlich in einem Artikel des Portals «The People’s Voice» aus dem Dezember 2023. Dort wird die angebliche Gates-Aussage verbreitet – ohne jegliche Quelle oder Belege. Die dpa hat bereits mehrere Faktenchecks über irreführende oder frei erfundene Behauptungen von «The People’s Voice» veröffentlicht (siehe hierhierhier).

Auch die offizielle Website der US-Regierung enthält keine Hinweise auf eine Pflicht zur Einführung digitaler IDs bis 2028. In den USA gibt es zwar Pilotprojekte für digitale Führerscheine oder Ausweise, diese sind jedoch freiwillig.

Wiederauftauchen der Behauptung

Das falsche Zitat wurde bereits Anfang 2024 von Snopes widerlegt.
Vermutlich tauchte es erneut auf, nachdem der britische Premierminister Keir Starmer Ende September das ID-Programm «Brit-Card» ankündigte, das bis 2029 eingeführt werden soll. Dieses Programm ist jedoch britische Innenpolitik und hat nichts mit Gates oder den USA zu tun.

Das Weiße Haus bestätigte zudem bei Fox News Digital, dass ein vergleichbarer Schritt nicht von Präsident Donald Trump erwogen werde.

(Stand: 14.10.2025)

Links

US-Regierungs Website zu Digitaler ID (archiviert)

Fox News Artikel zu Digitaler ID (archiviert)

The Peoples Voice Artikel (archiviert)

Gates Foundation zu Digitaler ID (archiviert)

Gates Notes Artikel zur Zukunft digitaler Infrastruktur (archiviert)

UNDP: Politiker läuten eine Ära der digitalen Zusammenarbeit ein (archiviert)

Snopes Faktencheck (archiviert)

Pressemitteilung der britischen Regierung zur geplanten Brit-Card (archiviert)

Website Brit-Card (archiviert)

dpa Faktenchecks zu «The Peoples Voice» Artikeln IIIIII

Facebook Beitrag (archiviert)

X Beitrag (archiviert)

Studie Berufschancen (archiviert)