Schulkinder durften Mehlwürmer probieren

Mehlwürmer sind essbar und enthalten viel Eiweiß.
Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Froschschenkel, Schnecken, Mehlwürmer, Krabben, Rindersteak: Nicht jeder mag alles. Aber in niederländischen Schulen dürfen die Kinder manchmal ungewöhnliches Essen probieren.

Großer Jubel in der Klasse: Sobald alle Schülerinnen und Schüler einen Teller mit verschiedenen Snacks vor sich haben, zieht ein Mann in Küchenschürze noch eine kleine Papiertüte hervor: Mehlwürmer! Alle Kinder melden sich, bekommen je eine getrocknete Larve. Und dann «drei – zwei – eins» probieren sie das Speiseinsekt gemeinsam.In den Niederlanden, wo die Szene gefilmt wurde, stünden Würmer nun regelmäßig auf dem Speiseplan, behaupten Nutzer sozialer Netzwerke: «Im Rahmen des Kampfes gegen die globale Erwärmung haben die Schulbehörden die Ernährung der Schüler umgestellt und Fleisch durch Insekten ersetzt.» Steckt das wirklich hinter diesem Video?

Bewertung

Falsch. Die Schüler nehmen an einer Aktion teil, bei der sie im Unterricht verschiedene Proteinquellen probieren dürfen. Mit einer Umstellung des Speiseplans hat das nichts zu tun.

Fakten

Auch an niederländischen Schulen kommen weiterhin Fleisch und Fisch auf den Tisch. Das lässt sich schon am Angebot dieses Lieferanten von Schulmahlzeiten ablesen.

Was hat es dann mit dem Video auf sich? Eine Bilderrückwärtssuche führt zu einem Artikel des Fernsehsenders Oost, der eine längere Version des Videos enthält.

Der Artikel informiert darüber, dass einige Grundschüler einer Schule in Zwolle im Rahmen der «Smaakmissie Avontuurlijke Eiwitten» (etwa: Geschmacksmission Abenteuerliche Proteine) verschiedene Eiweißträger wie Insekten oder Lupinenbohnen probieren konnten.

Diese Geschmacksmission gehört zur Dutch Food Week, bei der Landwirte und Gartenbaubetriebe für gesunde und lokale Ernährung werben. Kinder sollen dabei neue Esserfahrungen sammeln. Die Universität Wageningen hat die Lernpakete mit entwickelt.

Dabei geht es auch um die Ziele für nachhaltige Entwicklung, an denen die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen seit 2016 arbeiten. Vom Weltwirtschaftsforum ist bei der Aktion nicht die Rede.

Auch an niederländischen Schulen, die sich um gesunde Ernährung bemühen, gibt es nach wie vor Fleisch, wie das Magazin «Vrij Nederland» unlängst berichtete.

Und die Schülerinnen und Schüler in Zwolle bekamen nur ein paar getrocknete Mehlwürmer zu essen, wie in dem Video zu sehen ist. Es habe sich um eine «einmalige pädagogische Aktivität» gehandelt, bestätigte die Direktorin der Octopus-Schule, Ingeborg de Ruiter, der Deutschen Presse-Agentur per Mail.

«In den Niederlanden und an unserer Schule bringen die Kinder ihre eigenen Snacks, Lunchpakete und Getränke mit», fügte de Ruiter hinzu. Es gebe dabei keine Regeln über den Verzehr von Fleisch.

Der Aktionstag habe die Kinder zum Nachdenken über ihr Essen anregen sollen. Auf die Frage, wie es geschmeckt habe, antwortete ein Junge übrigens: «Lecker!»

(Stand: 11.10.2024)

Aktualisierung: Die Reaktion der Schulkdirektorin wurde am 16.10. nachträglich ergänzt.

Links

Facebook-Post mit Behauptung (archiviert)

Schulessen-Lieferant (archiviert)

Bilderrückwärtssuche

Artikel mit Video (archiviert, Video archiviert)

Smaakmissie Avontuurlijke Eiwitten (archiviert)

Schule in Zwolle (archiviert)

Smaaklessen für Nachhaltige Entwicklung (archiviert)

Ziele für Nachhaltige Entwicklung (archiviert)

«Vrij Nederland» über Schulessen (archiviert)