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Nein. Die Meldung über einen angeblichen «Schwangerschaftsroboter» aus China ist erfunden. Sie beruht auf einer Fehlinterpretation eines Interviews und entspricht weder der Realität noch dem Stand der Wissenschaft.
Fakten
Die Geschichte kursiert seit Wochen in sozialen Netzwerken und wurde auch von einigen Medien aufgegriffen.
In ihrem Mittelpunkt steht Zhang Qifeng, der Gründer von KAYIWA, einem Robotikunternehmen mit Sitz in Guangzhou, China. Auf Anfrage einer Korrespondentin der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in China verwies Zhang Qifeng auf eine Pressemitteilung von KAYIWA, die bereits am 12. August 2025 auf Baidus chinesischer Plattform Haokan veröffentlicht worden war.
Das Unternehmen erklärt, einen «Prototyp eines humanoiden Roboters» entwickelt zu haben, betont aber, «Schwangerschaftsroboter» gehörten nicht zu den dort entwickelten Produkten. Die Verwirrung dürfte auch dadurch entstanden sein, dass das Unternehmen KAYIWA teilweise mit Kaiwa Technology verwechselt wird, einem chinesischen Anbieter von Messgeräten.
Interview mit Entwickler aus Zusammenhang gerissen
Ursprung des Gerüchts war offenbar ein Interview mit Zhang Qifeng, das Anfang August auf Douyin, der chinesischen Version von TikTok, veröffentlicht wurde. Darin sprach er über das Konzept künstlicher Gebärmütter. Aussagen zu einem konkreten Produkt oder gar einem marktreifen «Schwangerschaftsroboter» machte er jedoch nicht. Mehrere Nutzer schnitten und verbreiteten das Video später in gekürzter Form, wodurch ein falscher Eindruck entstand.
Auch die Nanyang Technological University (NTU) in Singapur, die in einigen verbreiteten Behauptungen ebenfalls auftaucht, bestätigte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass weder eine Verbindung zu Zhang Qifeng besteht noch an einem solchen Projekt geforscht wird. Zhang Qifeng hat nach eigenen Angaben in China studiert, nicht in Singapur.
Komplette Schwangerschaft außerhalb des Körpers nicht möglich
Fachleute betonen, die Technik sei noch lange nicht ausgereift. Nach Angaben von Jan Deprest, Experte für Fetalchirurgie an der Universität Löwen (KU Leuven, Belgien), gibt es keine wissenschaftliche Grundlage dafür, die drei Phasen einer Schwangerschaft – Befruchtung, Embryonalperiode und Geburt – außerhalb des Körpers vollständig zusammenzuführen.
Seit Jahren werde an künstlichen Gebärmüttern geforscht, etwa um extrem frühgeborene Babys besser versorgen zu können. Dabei bremsen auch ethische Grenzen die Entwicklung: In vielen Ländern ist es verboten, menschliche Embryonen länger als 14 Tage im Labor heranwachsen zu lassen.
(Stand: 4.9.2025)
Links
Facebook-Beitrag mit der Behauptung (archiviert)
Artikel mit der Behauptung (archiviert)
Infos zur Firma KAYIWA (archiviert)
KAYIWA-Erklärung via Baidu (archiviert)
KAYIWA – Produkte (archiviert)
Kaiwa Technology – Produkte (archiviert)
Irreführender Auszug auf Douyin (Video archiviert)
Über die Nanyang Technological University (archiviert)
LinkedIn-Profil von Zhang Qifeng (archiviert)
Medienbericht über Zhang Qifeng (archiviert)
Infos über Jan Deprest (archiviert)
Zur Forschung von künstlichen Gebärmüttern:
Technische Universität Eindhoven (archiviert) und BBC (archiviert)