«Merkur»-Artikel bezieht sich auf lokales Phänomen in Australien

ILLUSTRATION - Regen fließt von einer Dachrinne in eine Regentonne und wirbelt dabei das Wasser auf. Sowohl viel als auch wenig Regen kann CO2-Emissionen aus verschiedenen Gründen beeinflussen.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Ein Facebook-Post sorgt für Verwirrung: Die Überschriften zweier Artikel werden miteinander verglichen und sagen scheinbar etwas gegenteiliges über den Bezug zwischen Regen und CO2-Emissionen aus.

Sharepic-Bastler reißen gerne mal Aussagen aus dem Kontext. So auch hier: In einem Facebook-Post zeigt ein Sharepic zwei Onlineartikel, in dem die Überschriften von beiden Berichterstattungen miteinander verglichen werden. Während es bei «Merkur» heißt «Forscher überrascht: Regen führt zu unerwartet hohen CO2-Emissionen», betitelt «Focus online» ihren Artikel mit «Mangelnder Regen führt zu weltweiter Rekordemission von CO2». Was zunächst etwas widersprüchlich klingt, löst sich bei genauerer Betrachtung beider Artikel schnell auf.

Bewertung

Die Artikel aus dem Sharepic sind echt, wurden jedoch aus dem Kontext gerissen: Der «Merkur»-Artikel bezieht sich auf ein lokales Phänomen in Australien, «Fokus online» hingegen betrachtet die CO2-Emissionen im weltweiten Kontext.

Fakten

Der «Merkur»-Artikel berichtet von hohen CO2-Emissionen durch Regen und basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Heidelberg. So sollen sich laut der Forschungsgruppe die Emissionen nach Regenfällen besonders stark im australischen Outback erhöhen. Sprich: Die durchgeführten Forschungen fanden ausschließlich in Australien statt, sodass sich die Ergebnisse explizit auf diesen Kontinent beziehen.

So sollen Mikroorganismen während der Trockenzeit inaktiv werden – nach dem Regen wiederum aktiv, wodurch das CO2 freigesetzt werde. Gleichzeitig nehme das Pflanzenwachstum ab und speichere somit weniger CO2, was die Emissionen deutlich erhöhe.

In dem Artikel von «Focus online» werden hingegen CO2-Emissionen im weltweiten Kontext betrachtet. Hier berufen sie sich auf einen Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA).

Laut IEA stiegen die globalen energiebedingten CO2-Emissionen im Jahr 2023 um 1,1 Prozent auf 37,4 Millionen Tonnen – hauptsächlich durch Kohle und Dürre bedingte Wasserkraftausfälle. Ohne den Einsatz von Solar-, Wind- und Kernkraft sowie Wärmepumpen und E-Autos wäre das Emissionswachstum dreimal so hoch gewesen.

Während die erhöhten Emissionen in der ersten Meldung mit biologischen Bedingungen begründet werden, sind sie im zweiten Bericht als Konsequenz zu verstehen, die durch den Menschen umgesetzt wurden. Dies erklärt, warum sowohl zu viel als auch zu wenig Regen zu hohen CO2-Emissionen führen kann.

(Stand: 24.07.2024)

Links

Sharepic vom Facebook-Post (archiviert)

Facebook-Post (archiviert)

Onlinebericht auf Merkur.de (archiviert)

Gemeinsamer Onlinebericht von „The Weather Channel“ und „Focus Online“ (archiviert)

Pressemitteilung Universität Heidelberg (archiviert)

Bericht Internationale Energieagentur (archiviert)